We love Nicki!
Wenn es draußen kalt, nass und ungemütlich wird, wächst proportional das Bedürfnis sich einzumummeln und einzukuscheln. Da wir Menschen keinen Winterschlaf halten und uns ab und an ohne Sofadecke vor die Haustür begeben müssen, benötigen wir weiche, kuschelige, warme feelgood Kleidung. Die nähen wir uns selbstverständlich selbst!
Ein wunderbar kuscheliges Material, dass sich wunderbar für Kuschelkleidung eignet, ist Nickistoff. Und zwar nicht nur für Schlafanzüge, denn Nicki ist durchaus alltagstauglich. Wem sich in diesem Moment verstörende Kindheitserinnerungen aus den 70er und 80er Jahren aufdrängen, wer Bärchen, Schlammfarben, Vokuhilas und Oberlippenbärtchen sieht … Du bist nicht allein, dieses Trauma können wir aber gemeinsam überwinden. Geben wir Nicki eine zweite Chance!
Was ist eigentlich Nicki?
Zunächst betrachten wir uns dieses wunderbare Material einmal näher. Nicki ist die kleine, nicht ganz so vornehme, Cousine des Samts. Nicki ist ein Strickstoff, der aus zwei Fadensystemen besteht. Unten, bzw. auf der Rückseite ist der Stoff glatt, auf der Vorderseite ist er kuschelig weich. Frottee und Nicki haben die gleiche Herstellungsweise. Wenn man Stretchfrottee den Kopf rasiert und das ganze anschließend aufraut …Tadaaa! Nicki besitzt durch seine aufgeraute, dicke Struktur eine isolierende Luftschicht, wodurch er super wärmt.
Nickistoff, samtig weich aber hart im Nehmen
Vielleicht liegt es an der Verwandtschaft zum Samt, der dem Adel vorbehalten war, dass viele Nicki für empfindlich halten, in Wahrheit ist das kuschelige Material aber hart im Nehmen und daher auch besonders gut für Kinderkleidung geeignet. Natürlich ist Nicki nicht gleich Nicki und so gibt es natürlich auch dünnere und empfindliche Varianten und dickere, robustere Versionen.
Nicki richtig waschen und trocknen
Hat noch jemand Erinnerungen an strackharte, kratzige, ausgeleierte Nickikleidung? Ja? Stimmt. Auch das ist Nicki. Wer Handtücher ohne Weichspüler wäscht und in der Sonne Luft-trocknet, kennt den Effekt auch. Aber dies ist vermeidbar.
Die meisten Stoffhersteller verweisen auf eine Waschtemperatur von 30–40 Grad und geben an, dass der Stoff nicht im Trockner getrocknet werden soll. Ja, das ist die sicherste Möglichkeit. Und natürlich strapaziert Trocknen das Gewebe und den Flor und durch die zusätzliche mechanische Belastung verblassen die Farben schneller und Kanten stoßen eher ab …
Ab in den Wäschetrockner!
Jetzt aber mal Hand aufs Herz. Ich habe drei Kinder, nennen wir sie mal die drei kleinen Schweinchen, und ich wäre ohne meinen Wäschetrockner aufgeschmissen. Die meiste Kleidung schmeiße ich (bei mittlerer Temperatur) auf links gedreht, in den Trockner, auch die selbstgenähten Nickipullover der ganzen Familie und unsere Nickiqualität, steckt dies bisher sehr gut weg und bleibt so einfach weich, samtig und schön.
Wenn du dir unsicher bist, mache doch einen Test mit einem Stück deines Stoffes. Oder du benutzt Weichspüler (oder auch Essig), um die Fasern weich zu halten, schüttelst ihn nach dem Waschen aus und trocknest ihn am besten liegend auf einem Handtuch, damit sich sie Streben des Wäschetrockners nicht in den Flor drücken.
Nicki bügeln?
Eigentlich muss man Nicki nicht bügeln, vor allem nicht, wenn er frisch aus dem Wäschetrockner kommt. Sollte der Nicki doch etwas knitterig wirken kannst du ihn von der Rückseite etwas dämpfen, auch hier legst du am besten ein Handtuch unter. Auf keinen Fall solltest du aber von der Vorderseite bügeln, dies kann zu unschönen dauerhaften Abdrücken führen.
Nickistoff zuschneiden und nähen
Nun zur Verarbeitung: Auch wenn du einfarbigen Nicki verarbeitest, kannst du deine Schnittteile nicht beliebig auflegen. Neben dem Maschenlauf (Fadenlauf bei Strickstoffen) hat Nicki eine sogenannte Strichrichtung auf die du achten musst und die du vor dem Zuschnitt bestimmen solltest. Geht dir manchmal was gegen den Strich? Ja? Genau diesen Strich müssen wir bei Nicki herausfinden, dies geht aber ganz einfach. Wenn du mit der Hand über die Oberfläche streichst und es sich ganz weich und glatt anfühlt, hast du die Strichrichtung gefunden, diese sollte bei Kleidung von oben nach unten gehen. Streichst du in die entgegengesetzte Richtung, gehst du dem Nicki gegen den Strich, weshalb du einen Widerstand spüren wirst. Warum ist die Strichrichtung aber relevant? Zum einen wird sich dein Kleidungsstück weniger angenehm anfühlen, wenn du die Strichrichtung nicht beachtest, zum anderen wirkt die Farbe des Nickistoffs je nach Richtung des Strichs unterschiedlich. Würdest du z. B. bei einer Hose ein Hosenbein mit dem Strich, das andere gegen den Strich zuschneiden, würden die Hosenbeine später unterschiedlich farbig wirken.
Im Zuschnitt ist Nicki etwas gewöhnungsbedürftig. Durch den Flor, also die kleinen Härchen, haftet das Material einerseits an sich selbst, wenn es rechts auf rechts liegt, verschiebt sich aber auch gerne und ist relativ dick. Du solltest auf jeden Fall mit einem scharfen Schneidewerkzeug (nach Belieben Schere oder Rollschneider) arbeiten und auch dein Schnittmuster mit Nadeln oder Gewichten fixieren.
Auch ein Obertransport an der Nähmaschine ist bei der Verarbeitung von Nicki hilfreich, falls du den Füßchendruck an deiner Maschine verändern kannst, solltest du ihn etwas verringern. In einer Sache ist Nicki übrigens etwas empfindlich. Benutze zum Nähen unbedingt eine neue, unbeschädigte, eher feine Nadel mit abgerundeter Spitze (Jerseynadel). Normale oder beschädigte Nadeln können ansonsten beim Nähen Löcher in das feine Gestrick reißen.